Mittwoch, 12. November 2014

Stellungnahme zu Zeitungsartikel

Vor kurzem erschien ein Artikel über die Strategien der Stadt Germersheim zum Umgang mit der so unschön benannten "Flüchtlingsproblematik". Dort wurde auch Cross Borders genannt, und zwar als eine Instanz, die kostenlose Deutschkurse anbietet. Da dieser Artikel die Interpretation offen lässt, dass wir mit der Stadt zusammenarbeiten oder sogar von ihr gefördert werden (was nicht der Fall ist), reagieren wir mit folgendem richtig stellenden Kommentar:


Die Initiative Cross Borders hat sich vor allem aus der gemeinschaftlichen Erkenntnis von Studierenden heraus gegründet, dass viele Geflüchtete in Deutschland durch Isolation und fehlende politischen Hilfsmaßnahmen Gefahr laufen, ins Abseits der Gesellschaft gedrängt zu werden.

Cross Borders macht es sich daher nicht allein zur Aufgabe, im gemeinnützigen Rahmen die ersten Deutschkenntnisse zu vermitteln, sondern zielt auch darauf ab, ein politisches Signal zu setzen und auf den Mangel an geeigneter Unterstützung hinzuweisen: Während der ersten neun Monate in Deutschland haben Flüchtlinge weder das Recht, einen Sprachkurs zu besuchen, noch das Recht zu arbeiten. Und auch nach diesen 9 Monaten ist es alles andere als gesichert, dass ihnen der Zugang zur Sprache ermöglicht wird und sie die notwendige Unterstützung zur Beschäftigungsaufnahme erhalten.

Das bedeutet im Klartext, dass Menschen, die in ihrem Heimatland und auf ihrer Flucht Traumatisches erlebt haben, den ganzen Tag ohne Beschäftigung zuhause verbringen, ohne irgendeine Ablenkungsmöglichkeit. Dass eine solche Isolation für niemanden förderlich sein kann, ist eigentlich selbsterklärend. Wir konnten in unserer Arbeit  bei Cross Borders sehen, wie die sich teilweise über Monate hinziehende Isolation zur Verbitterung führen kann und im Zuge der Perspektivlosigkeit, mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten und die ausbleibende Verarbeitung traumatischer Erlebnisse zum Auftreten zu psychischen Erkrankungen führen kann.  Dies zeigt: Wir sind von dem politischen Credo der Gleichberechtigung weit entfernt.

Auch wenn die Selektion in niedrig qualifizierte und hoch qualifizierte Geflüchtete nicht unseren Überzeugungen entspricht, möchten wir darauf hinweisen, dass viele der Neuangekommenen hoch qualifiziert sind und dieses Potential für unsere Gesellschaft vollkommen ungenutzt bleibt.

Cross Borders wurde auch gegründet, um  die offensichtliche Lücke in der (Kommunal)-Politik zu überbrücken und die Bevölkerung für diese Missstände, die auch auf politische Handlungsohmacht zurückzuführen sind, zu sensibilisieren.

Auch wenn das Miteinander in der Initiative sich vor allem als bereichernd darstellt, sollte es nicht die Lösung sein, die politischen Versäumnisse durch das Ehrenamt auffangen zu lassen.



Da es kurz-bis mittelfristig aller Wahrscheinlichkeit nach kaum Alternativen geben wird, sollte es die oberste Priorität der Kommunal- und Regionalpolitik sein, das Ehrenamt professionell zu fördern - das heißt nicht nur mit Worten des Lobes, sondern auch mit Taten. Auch in diesem Bereich gibt es noch sehr viel Nachholbedarf.



Solange diese Versäumnisse der Asylpolitik nicht beseitigt werden, sehen wir uns in der Pflicht, die schutzsuchenden Menschen in und um Germersheim nicht hängen zu lassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen