Vor kurzem erschien ein Artikel über die Strategien der Stadt Germersheim zum Umgang mit der so unschön benannten "Flüchtlingsproblematik". Dort wurde auch Cross Borders genannt, und zwar als eine Instanz, die kostenlose Deutschkurse anbietet. Da dieser Artikel die Interpretation offen lässt, dass wir mit der Stadt zusammenarbeiten oder sogar von ihr gefördert werden (was nicht der Fall ist), reagieren wir mit folgendem richtig stellenden Kommentar:
Die Initiative Cross Borders hat
sich vor allem aus der gemeinschaftlichen Erkenntnis von Studierenden heraus
gegründet, dass viele Geflüchtete in Deutschland durch Isolation und fehlende
politischen Hilfsmaßnahmen Gefahr laufen, ins Abseits der Gesellschaft gedrängt
zu werden.
Cross Borders macht es sich daher
nicht allein zur Aufgabe, im gemeinnützigen Rahmen die ersten Deutschkenntnisse
zu vermitteln, sondern zielt auch darauf ab, ein politisches Signal zu setzen und
auf den Mangel an geeigneter Unterstützung hinzuweisen: Während der ersten neun
Monate in Deutschland haben Flüchtlinge weder das Recht, einen Sprachkurs zu besuchen,
noch das Recht zu arbeiten. Und auch nach diesen 9 Monaten ist es alles andere
als gesichert, dass ihnen der Zugang zur Sprache ermöglicht wird und sie die
notwendige Unterstützung zur Beschäftigungsaufnahme erhalten.
Das
bedeutet im Klartext, dass Menschen, die in ihrem Heimatland und auf ihrer
Flucht Traumatisches erlebt haben, den ganzen Tag ohne Beschäftigung zuhause
verbringen, ohne irgendeine Ablenkungsmöglichkeit. Dass eine solche Isolation für
niemanden förderlich sein kann, ist eigentlich selbsterklärend. Wir konnten in unserer Arbeit bei Cross Borders sehen, wie die sich teilweise über
Monate hinziehende Isolation zur Verbitterung führen kann und im Zuge der
Perspektivlosigkeit, mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten und die ausbleibende Verarbeitung traumatischer Erlebnisse zum Auftreten zu psychischen Erkrankungen führen kann.
Dies zeigt: Wir sind von dem politischen Credo der Gleichberechtigung
weit entfernt.
Auch
wenn die Selektion in niedrig qualifizierte und hoch qualifizierte Geflüchtete
nicht unseren Überzeugungen entspricht, möchten wir darauf hinweisen, dass viele
der Neuangekommenen hoch qualifiziert sind und dieses Potential für unsere
Gesellschaft vollkommen ungenutzt bleibt.
Cross Borders wurde auch
gegründet, um die offensichtliche Lücke
in der (Kommunal)-Politik zu überbrücken und die Bevölkerung für diese Missstände,
die auch auf politische Handlungsohmacht zurückzuführen sind, zu
sensibilisieren.
Auch wenn das Miteinander in der
Initiative sich vor allem als bereichernd darstellt, sollte es nicht die Lösung
sein, die politischen Versäumnisse durch das Ehrenamt auffangen zu lassen.
Da es kurz-bis mittelfristig aller
Wahrscheinlichkeit nach kaum Alternativen geben wird, sollte es die oberste
Priorität der Kommunal- und Regionalpolitik sein, das Ehrenamt professionell zu
fördern - das heißt nicht nur mit Worten des Lobes, sondern auch mit Taten. Auch
in diesem Bereich gibt es noch sehr viel Nachholbedarf.
Solange diese Versäumnisse der
Asylpolitik nicht beseitigt werden, sehen wir uns in der Pflicht, die
schutzsuchenden Menschen in und um Germersheim nicht hängen zu lassen.
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